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Aufruf zur MayDayParade 006 in Wien

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(Pressemitteilung vom 28.4.06) Am 1. Mai findet auch in Wien wieder eine EuroMayDay-Parade statt. Der Kulturrat Österreich ruft zur Teilnahme sowie zur Auseinandersetzung mit Prekarisierungsprozessen und sozialen Rechten auf.

EuroMayDay-Parade 006 in Wien

Treffpunkt: 1. Mai 2006, 14.00 Uhr

1160 Wien, Yppenplatz

Allein in den letzten Monaten hat die österreichische Gesetzgebung die Prekarisierung auch von Kunst- und Kulturschaffenden offensiv vorangetrieben. Das mit Jahresbeginn umgesetzte Fremdenrechtspaket schränkt die künstlerische Freiheit ein: Das KünstlerInnenvisum – die quotenfreie „Niederlassung als KünstlerIn“ für Angehörige von sogenannten Drittstaaten – ist ersatzlos gestrichen. Aufenthalte sind nur noch vorübergehend möglich. KünstlerInnen mit (zum Teil seit Jahren) befristeter Niederlassungsbewilligung steht nun eine Rückstufung des Aufenthaltstatuts bevor.

Während das Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz zahlreiche KünstlerInnen früher oder später grundsätzlich aus Österreich verweist, treibt das Künstlersozialversicherungsfondsgesetz zusätzlich eine Prekarisierung der sozialen Lage aller KünstlerInnen voran. Etwa jede vierte KünstlerIn, die 2001 einen Zuschuss zur Pensionsversicherung erhalten hat, muss diesen nun wieder zurückzahlen. 600 KünstlerInnen haben die erforderliche Mindesteinkommensgrenze nicht erreicht: Wer zu wenig verdient, erhält auch keinen Zuschuss und muss noch Jahre später mit Rückzahlungsforderungen rechnen. Einschränkungen in der Erwerbsarbeit (etwa in Mutterschutzzeiten, durch Kinderbetreuungspflichten, Krankheit etc.) werden zur doppelten sozialen Falle.

Die EuroMayDay-Paraden in zahlreichen Städten Europas sind ein aussichtsreicher Katalysator, prekäre Kämpfe zu vernetzen und Antworten auf die gegenwärtigen Prekarisierungsprozesse zu finden.

AUFRUF

?? Prekär Arbeiten, Prekär Leben ??

Scheinbar unaufhaltsam schreitet die Prekarisierung der Arbeits- und Lebensverhältnisse voran − doch auch die Kämpfe für das Recht auf soziale Rechte gewinnen immer mehr an Bewegung. Deshalb wird es am 1. Mai wieder eine EuroMayDay-Parade in Wien geben, um diesen Kämpfen als Verstärkerin zu dienen und ihre Vernetzung voranzutreiben.

Wir wollen uns durch lautstarke, bunte und kreative Formen des Kampfes und der Organisierung sowie durch vielfältige und hierarchiefreie Aktionsformen − jenseits der üblichen Repräsentationsspektakel − selbst zum Sprechen und Handeln ermächtigen. So sollen verschiedene Aspekte der gegenwärtigen Prekarisierungsprozesse sicht− und hörbar werden; nicht um die Unterschiede zu verwischen, sehr wohl jedoch um den vorherrschenden Zustand der Zersplitterung und Vereinzelung zu überwinden und eine Basis für gemeinsames politisches Agieren zu schaffen.

Illegalisiert, saisonal und befristet Beschäftigte, Schein- und so genannte „Neue Selbstständige“, NiedriglohnjobberInnen, Erwerbsarbeitslose und FreiberuflerInnen, Projekt-, Teilzeit- oder LeiharbeiterInnen sowie alle ihre Zwischen- und Mischformen haben eines gemeinsam − sie alle leben und arbeiten mehr oder weniger prekär. Während die Supermarktangestellte zu Niedrigstlöhnen schuftet und sich die Studentin durch geringfügige Jobs und unbezahlte Praktika wurstelt, werken Kulturarbeiter zumeist sozialversicherungslos. Der Erwerbsarbeitslosen wird durch ständige Disziplinarandrohungen der Handlungsrahmen eingeschränkt und der freiberuflich arbeitende Webdesigner ist auch von längerfristigen Perspektiven „befreit“, während die papierlose und dadurch umfassend entrechtete Sexarbeiterin versucht, sich ihr Leben zu regeln. Wir aber wollen soziale Sicherheiten für ein Leben, das flexibel, aber ohne den fremdbestimmten Zwang zur Flexibilität gestaltet werden kann – und wir wollen noch vieles mehr!

Darum und aus vielen anderen Gründen schreien wir „MayDay!“ Das Alarmsignal von in Seenot geratenen Schiffen haben wir jedoch nicht bloß deshalb zum „Schlachtruf“ erkoren, um diesen Zustand zunehmender Entsicherung zu betonen. „MayDay!“ wird auch die Losung unseres Kampftags, des 1. Mai, sein. Wir sind drauf und dran, unsere prekären Kämpfe zu vernetzen! Seid dabei!

!! Prekär Kämpfen, Prekär Tanzen !!

EuroMayDay Wien

EuroMayDay

EuroMayDay-Parade in Wien am 1. Mai 2006

Treffpunkt: 14 Uhr am Yppenplatz, 1160 Wien

Route: Schubhaftgefängnis, Mc Donalds, Gürtel, Jugend-AMS, Mariahilfer Straße, Echo, AMS, Call-Center, …

Abschlussfest ab 19:00 Uhr im Bacherpark, 1050 Wien.

PARADENPARKPLATZ BACHERPARK 18 Uhr: MayDay PARADE kommt in den Bacherpark essen − trinken 19 Uhr: SugarB, DJ Line: HNZN − el COCA − SOUMEZ surprise CHILL OUT zone 22 Uhr: DJ Line HNZN − ZeiTMaschinE, 1050 Wien, Schönbrunnerstraße 91

Weitere Termine in Wien

Freitag, 28. April 2006, 19:00 Uhr

La Lutte Continué − Prekarisierung in Frankreich: Revolte, Organisation und Repräsentation

Mit: Johann Schögler (ASF−Aktivist, lebte lange Zeit in Paris), AktivistIn der UNEF (französische StudentInnenorganisation), AktivistIn der SUD (französische Basisgewerkschaft)
Ort: NIG / Neues Institutsgebäude (Hörsaal 1 im Erdgeschoss)
1010 Wien, Universitätsstraße 7

Samstag, 29. April 2006, 14:00 Uhr

Radical Cheerleading – Übung zum MayDay

Radical Cheerleading gibt’s überall. Radical Cheerleaders cheeren über politische Sachen und gegen alle Arte von Unterdrückung. Wenn du Lust hast, mitzumachen, kannst du mit uns üben und cheeren. Wir werden Cheers lernen, choreographieren, und Pom−Poms basteln. Wir willkommen Leute aller Geschlechte und Identitäten. Cheeren…weil die Revolution Spaß macht!
Ort: Arena-Wiese
1020 Wien, Prater

Samstag, 29. April 2006, 20:00 Uhr

Ehe ohne Grenzen

Prekär verheiratet: verliebt, verlobt und abgeschoben. Über das neue Niederlassungs− und Aufenthaltsgesetz, Folgen und Widerstand. Aktivistinnen der Initiative Ehe ohne Grenzen, des Verein Fibel, Femigra und der Deserteurs− und Flüchtlingsberatung
Ort: Autofreie Siedlung
1210 Wien, Nordmanngasse 25−27

Sonntag, 30. April 2006, 20:00 Uhr

MayDay−Videoabend und Soliparty für Rivolta und A−Camp Filme:

Premiere: „Schöne Nasenlöcher machen… Zur prekären Beschäftigung/Widerstand und Utopien von Frauen“ (Die Interviews entstanden im Rahmen der 8. März−Demo, Wien 06) − Modern Times, Charlie Chaplin.
Ort: E.K.H. BG 2. Stock
1100 Wien, Wielandgasse 2−4

Montag, 1. Mai 2006, 10:00 Uhr

Anarchistisches Picknick am 1. Mai

Für das Recht auf Faulheit − gegen Lohnarbeit und Kapitalismus! Um den ersten Mai als Tag des Kampfes, der Freude und der Subversion zu leben, treffen wir uns, um ein anarchistisches Picknick zu feiern. Dabei soll es unter anderem Spiele und Büchertische geben, sollen Lieder gesungen, soll jongliert und gemeinsam gegessen werden − und vor allem wollen wir zusammen lachen, diskutieren und feiern. Bring mit was Du gerne essen und trinken möchtest und bring vor allem Freude, Wut im Bauch und Deine eigenen Ideen! Um 13:00 werden wir zusammen zum Euromayday am Yppenplatz (16. Bezirk) gehen, um dort unserer Wut auf diese Gesellschaft Ausdruck zu verleihen. FREIHEIT − GLEICHHEIT − FAULHEIT!
Ort: Burggarten
1010 Wien

Freitag, 26. Mai 2006, 20:00 Uhr

Santa Precaria Höllenfahrt

EuroMayDay goes Soho! Fetsival der Verweigerung im Rahmen von Soho in Ottakring.
Ort: ehem. Tankstelle
1160 Wien, Grundsteingasse 45-47/ Ecke Kirchstetterngasse

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