(Offener Brief vom 14.7.03) Es ist schon wieder etwas besser geblieben beim ORF.
- An die Generaldirektorin des ORF Frau Dr. Monika Lindner, an die Leiterin der ORF-Hauptabteilung Kultur Frau Dr. Margit Czöppan
Von allem Anfang an wurde die Sendung „Treffpunkt Kultur“, die immer mehr als nur das Gezeigte mit den gezeigten Beteiligten sein wollte, von einer eigenen Website begleitet, mit Links zu den Beiträgen, einem Gewinnspiel und vor allem einen Chat-Zugang, wo während der gesamten Sendezeit kommuniziert werden konnte. Es konnten sowohl KünstlerInnen mit dem Publikum zusammentreffen, als auch die ZuseherInnen miteinander kommunizieren. Diese Einrichtung ist nun im wahrsten Sinne des Wortes sang-, klang und ersatzlos von der Bildfläche verschwunden.
Einer breiteren Öffentlichkeit wird diese Änderung höchstwahrscheinlich nicht einmal auffallen oder es wird ihr in Zeiten allgemeiner ORF-Sparnotwendigkeiten als notwendige Sparmaßnahme einleuchten. Was ist schließlich schon passiert? Ein bisschen weniger drum herum, das um eine Kultursendung gemacht wird, ist weggefallen und ein paar Leute, die in der Kultur beschäftigt waren, werden nicht mehr beschäftigt, bzw. ein paar Leute, die sich mit Kultur beschäftigt haben, beschäftigen sich nicht mehr mit ihr.
Tatsächlich wurde mit der Einstellung der Website von Treffpunkt Kultur vergleichsweise wenig abgeschafft und wurde ohnehin eine Neukonzeption (oder nur die Neuausstattung?) der Sendung bzw. eine zweite Ausbaustufe der „Alles bleibt besser“-Reform mit neuen Kultursendungen angekündigt. Es ist vielleicht noch ein wenig zu früh, um über diesen neuen kulturellen Aufschwung des ORF zu urteilen, und niemand kann sich den ganzen Tag mit dem ORF und seinen Programmvorhaben beschäftigen, aber es scheint doch eher eine Tendenz zur besseren Befriedigung der Wünsche der in den letzten Jahren ebenfalls stark vernachlässigten Eliten vorzuherrschen. Für die Kunst, die mehrheitlich weder in das Schema der Breitenwirksamkeit noch in das der Hochkulturbedürfnisse passt, sondern in Sendungen wie den „kunst-stücke“n oder in Kommunikationsplattformen ihre Qualitäten ausspielen kann, wird darin ebenso wenig Platz wie vorher sein.
Aber vielleicht wurde die Website von „Treffpunkt Kultur“ ja gar nicht abgeschafft, sondern nur vom Netz genommen, damit sie lebendiger als je zuvor dort wieder auftauchen kann.