(Pressemitteilung vom 24.3.2014) BilleteurInnen, KünstlerInnen, TheaterbesucherInnen, Kulturschaffende und andere mehr fordern gemeinsam: Bundestheater und Vordernberg: Stopp G4S!
Erste Reaktionen der Politik auf die Petition
(Update vom 25.7.2014)
Nun gibt es auch eine Antwort aus dem Bundesministerium für Inneres (BMI) – in der Begründung auf dem Stand vom Herbst 2013 …
Die Antwort des BMI im Wortlaut.
(Update vom 30.6.2014)
Das Bundeskanzleramt (BKA) teilt für Minister Ostermayer (BM für Kunst, Kultur, Verfassung und öffentlicher Dienst) in einem elegant formulierten Schreiben im Grunde mit, dass
(a) das BKA nicht zuständig ist, weil die Bundestheater ausgegliedert sind und somit autonome Entscheidungen treffen, respektive für das Schubhaftzentrum die ressortzuständige Ministerin die Verantwortung trägt: Minister Ostermayer will da offenbar nicht mitreden.
(b) die Bundestheater einem Insourcing positiv gegenüberstünden, derzeit mögliche Varianten prüfen würde und es im Herbst mit der zuständigen Gewerkschaft Verhandlungen über einen Kollektivvertrag für die BilleteurInnen der Bundestheater vereinbart seien. Finanziell interessieren sich die Bundestheater aber nur für Kostensenkung, oder „zumindest -neutralität“ – von zumindest gleichen Einkommen auf Seiten der BilleteurInnen ist nicht einmal die Rede …
(c) es aber jedenfalls von einer Neuausschreibung des Publikumsdienstes auszugehen sei, sollten die Kollektivvertragsverhandlungen scheitern.
Von einer Involvierung jedoch der BilleteurInnen selbst – um deren Arbeitsbedingungen es schließlich geht – ist nach wie vor keine Rede.
Wir versuchen weiterhin, zumindest Reaktionen einzuholen – wobei ein entscheidender Adressat der Petition, Georg Springer, mittlerweile als Geschäftsführer der Bundetsheater-Holding zurückgetreten ist. Wir halten uns entsprechend an die jeweilige interimistische Leitung. Grundlegend werden wir weiter daran arbeiten, die Ziele der Petition umgesetzt zu bekommen.
Die Antwort des BKA im Wortlaut.
Bundestheater und Vordernberg: Stopp G4S!
Petition beendet | Unterschriften werden übergeben | Aufruf zu weiteren Aktionen
Eine ganze Reihe wichtiger MitarbeiterInnen der Bundestheater, nämlich die rund 400 MitarbeiterInnen des Publikumsdienstes, werden seit 1996 aus Kostengründen über den international umstrittenen Konzern G4S „zugemietet“. Als ein Billeteur diesen Umstand in einer Protestrede öffentlich kritisierte, wurde er prompt entlassen. Das Burgtheater, für das er eigentlich tätig war, hat mit dem Beschäftigungsverhältnis offiziell nichts zu tun – und kann sich fein abputzen. Aber kann es das wirklich?
G4S gehört weltweit zu den größten „Sicherheitsunternehmen“ und wird international gehäuft mit Menschenrechts- und Arbeitsrechtsverletzungen sowie Korruptionsvorwürfen in Zusammenhang gebracht. Auch die Angestellten im neu eröffneten Schubhaftgefängnis in Vordernberg werden großteils von diesem Unternehmen „zugemietet“. Private „Sicherheitsdienstleistungen“ wie die Erledigung vormals staatlicher und nunmehr privatisierter Exekutivaufgaben sind das eigentliche Geschäftsfeld von G4S. In Österreich steht das Outsourcing staatlicher Exekutivbefugnisse erst am Beginn, die Abfolge der Ereignisse folgt aber einer internationalen Entwicklung: zuerst die Privatisierung des Flüchtlingslagers in Traiskirchen, nun die Teilprivatisierung der Abschiebehaft.
Was haben Bundestheater und Vordernberg gemeinsam? Stopp G4S!
Die Onlinepetition „Bundestheater und Vordernberg: Stopp G4S!“ gehört zu einer Reihe von Bemühungen, diese gesellschaftspolitischen Anschläge in einem Zusammenhang zu sehen und zu beenden. Zahlreiche Prominente ‒ u.a. Elfriede Jelinek, Cornelius Obonya, Nicholas Ofczarek, Ursula Strauss, Ulrich Seidl ‒ haben die Petition unterzeichnet. Die Unterstützung für das Anliegen aus dem Kunst-, Kultur- und Mediensektor ist ein eindeutiges Signal. Auch wenn die aktuelle Finanzkrise des Burgtheaters die Themen Outsourcing und G4S überstrahlt: Faire und rechtskonforme Dienstverhältnisse mit adäquater Bezahlung für ALLE Beschäftigten sollten eine Selbstverständlichkeit sein ‒ auch und gerade dann, wenn die Budgets insgesamt knapp werden!
Wir werden die Unterschriften in den kommenden Tagen und Wochen an die AdressatInnen der Petition ‒ die Bundesregierung, die Gemeinde Vordernberg sowie die Bundestheaterholding ‒ übergeben. Updates und Informationen dazu wie auch zu weiteren Aktivitäten werden auf den Websites des Kulturrat Österreich und der anonymen BilleteurInnen ‒ einem Zusammenschluss von G4S-Angestellten an den Bundestheatern ‒ zu finden sein.
Wir gehen davon aus, dass es auf Dauer unhaltbar sein wird, sich als MitarbeiterIn am Burgtheater aus Gründen der Jobsicherheit anonym organisieren zu müssen.
Wir gehen davon aus, dass es auf Dauer unhaltbar sein wird, Gelder aus den ohnedies spärlichen Kunst- und Kulturbudgets an Firmen wie G4S zu zahlen.
Wir gehen davon aus, dass es auf Dauer unhaltbar sein wird, dass Flüchtlinge staatlich sanktioniert als Profitquelle für Privatunternehmen herhalten müssen.
Damit wir das erreichen, wird es weitere Proteste brauchen ‒ von uns, von euch, von allen, denen diese Anliegen wichtig sind.
Wir rufen daher dazu auf, aktiv zu bleiben, aktiv zu werden, eigene Protestformen zu entwickeln, umzusetzen, aktiv und kreativ gegen G4S an den Bundestheatern wie in Vordernberg zu arbeiten. Denn noch gilt unverändert: Bundestheater und Vordernberg: Stopp G4S!
Die Petition Bundestheater und Vordernberg: Stopp G4S! im Wortlaut
Weitere Informationen:
- Blog der Anonyme Billeteurinnen und Billeteure
- Blog der Billeteursaktion (und Rede des Billeteurs)
- Bundestheater Holding zum Schandfleck des Jahres 2013 gewählt!
- „Scheiße schön verpackt: Proteste bei Eröffnung“ von Schubhaftzentrum Vordernberg. Ansichtssache bei derstandard.at
- Volksanwaltschaft: Zwischenergebnis zur Vordernberg-Prüfung