Zum Inhalt springen

Petition Bundestheater und Vordernberg: Stopp G4S!

  • von

(Aufruf zur Unterzeichnung vom 17.1.2014)

Liebe Leserinnen und Leser dieses Aufrufs,
sehr geehrtes Publikum!

In einer Protestrede hat ein Burgtheaterbilleteur im Oktober 2013 öffentlich gemacht, dass gar nicht das Burgtheater, sondern einer der größten internationalen Sicherheitsdienstleistungskonzerne sein Arbeitgeber ist und Skandale dieses Arbeitgebers G4S aufgezeigt. Damit wurde eine bis jetzt anhaltende Diskussion um Outsourcing, die konkrete Verantwortung des Theaters und des gesamten Kulturbetriebs sowie der globalisierten Gesellschaft angestoßen. Der Billeteur hat unmittelbar nach dieser öffentlich artikulierten Kritik seinen Job verloren. G4S macht weiterhin Milliardengeschäfte. Auch Mittel aus der Kunst- und Kulturförderung tragen dazu bei. G4S gehört weltweit zu den größten „Sicherheitsunternehmen“ und wird international gehäuft mit Menschenrechts- und Arbeitsrechtsverletzungen sowie Korruptionsvorwürfen in Zusammenhang gebracht. In Österreich profitiert das Unternehmen derzeit von einem 68-Millionen-Euro-Vertrag mit mindestens 15 Jahren Laufzeit für umstrittene Dienstleistungen im steirischen Schubhaftzentrum Vordernberg, das am 15. Jänner 2014 eröffnet wurde.

Mit einer Petition und drei konkreten Forderungen sollen die Entscheidungsverantwortlichen – von der Bundestheater-Holding bis zur Bundesregierung – nun zum Einlenken aufgerufen werden, um endlich gesellschaftspolitische Verantwortung zu übernehmen.

Die Petition im Wortlaut:

Bundestheater und Vordernberg: Stopp G4S! [englisch]

Sehr geehrte Bundesregierung,
sehr geehrte Gemeinde Vordernberg,
sehr geehrter Geschäftsführer der Bundestheater, Dr. Georg Springer!

Beim Jubiläumskongress des Burgtheaters im Oktober 2013 hat ein Billeteur die Öffentlichkeit mit der Tatsache konfrontiert, dass der Publikumsdienst der Bundestheater seit 1996 an das „Sicherheitsdienstleistungsunternehmen“ G4S ausgelagert ist. Damit hat er eine bis jetzt anhaltende Diskussion um Outsourcing und die konkrete Verantwortung des Theaters, des gesamten Kulturbetriebs und der globalisierten Gesellschaft angestoßen.

Wir, die UnterzeichnerInnen dieser Petition, finden es inakzeptabel, dass Arbeits-, Sozial- und Menschenrechte preisgegeben werden!

1) Wir fordern die Bundestheater-Holding dazu auf, ihre MitarbeiterInnen selbst anzustellen, dafür zu sorgen, dass im Zuge der Restrukturierung keine/r der BilleteurInnen ihren Arbeitsplatz einbüßt und insbesondere abzustellen, dass MitarbeiterInnen aufgrund sachlicher Kritik an den Arbeitsbedingungen gekündigt werden.

2) Wir fordern die Bundesregierung auf, SubventionsnehmerInnen durch entsprechende Vorgaben daran zu binden, faire und rechtskonforme Dienstverhältnisse mit adäquater Bezahlung abzuschließen. Keine Mittel der Kunst- und Kulturförderung an Firmen wie G4S!

3) Wir fordern die Bundesregierung, Länder und Gemeinden auf, keine Verträge mit Unternehmen abzuschließen, die bekanntermaßen Arbeits-, Sozial- oder Menschenrechte verletzen. Der unter zweifelhaften Ausschreibungsbedingungen zustande gekommene Vertrag mit G4S über das Abschiebegefängnis Vordernberg ist sofort zu kündigen!

G4S gehört weltweit zu den größten „Sicherheitsunternehmen“ und wird international gehäuft mit Menschenrechts- und Arbeitsrechtsverletzungen sowie Korruptionsvorwürfen in Zusammenhang gebracht. In Österreich profitiert das Unternehmen derzeit von einem 68-Millionen-Euro-Vertrag mit mindestens 15 Jahren Laufzeit für umstrittene Dienstleistungen im steirischen Schubhaftzentrum Vordernberg, das am 15. Jänner 2014 in Betrieb ging. Mit diesem Vertrag wird erstmals in Österreich der Vollzug von Schubhaft, der laut Bundesverfassung hoheitlich zu vollziehen ist, zumindest teilweise an ein Privatunternehmen ausgelagert.

Schubhaft und Abschiebung sind also Geschäftsfelder, an denen G4S ebenso verdient wie durch die Bereitstellung von BilleteurInnen an Theatern. Einsparungsnotwendigkeiten sind die oft zitierten Begründungen für solche Auslagerungen. Billiger wird es – wenn überhaupt – nur zulasten der Beschäftigten. Gehaltseinbußen und andere Benachteiligungen in den Arbeitsverträgen sowie mangelnde Kontrolle und Rechtssicherheit, insbesondere im Bereich der öffentlichen Sicherheit, sind die Folgen.

Hier stellt sich die Frage der gesellschaftspolitischen Verantwortung. Arbeits-, Sozial- und Menschenrechte dürfen nicht zugunsten vermeintlich wirtschaftlicher Rentabilität preisgegeben werden! Oder um es mit den Worten aus der Protestrede des Billeteurs auf den Punkt zu bringen: „Ich träume von einem Theater, das sich gegen die Politik stellt, welche Outsourcing, Privatisierung und damit wachsende Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft fördert. Ich träume von einem Theater, das sich gegen die Abschiebung von Menschen wendet, die in anderen Teilen der Welt unterbezahlt und in Elend die Produkte unseres Wohlstands herstellen.“

ErstunterzeichnerInnen:

  • Anonyme Billeteurinnen und Billeteure (anonymebilleteure.tumblr.com)
  • Christian Diaz (ehemaliger Billeteur und Künstler)
  • Nikolaus Habjan (Puppenspieler und Regisseur)
  • Elfriede Jelinek (Schriftstellerin)
  • Sabine Kock (IG Freie Theaterarbeit)
  • Maria Anna Kollmann (Dachverband Filmschaffende)
  • Daniela Koweindl (IG Bildende Kunst)
  • Hubsi Kramar (Regisseur)
  • Anna Maria Krassnigg (Regisseurin)
  • Kulturrat Österreich (www.kulturrat.at)
  • Monika Meister (Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Universität Wien)
  • Cornelius Obonya (Schauspieler)
  • Nicholas Ofczarek (Schauspieler)
  • Alexander Pollak (SOS Mitmensch)
  • René Pollesch (Autor und Regisseur)
  • Birgit Sauer (Institut für Politikwissenschaft, Universität Wien)
  • Robert Schindel (Schriftsteller)
  • Volker Schmidt (Regisseur)
  • Susanne Scholl (freie Journalistin, Schriftstellerin)
  • Gregor Seberg (Schauspieler)
  • Ursula Strauss (Schauspielerin)

Weitere Informationen: