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Urheberrecht, Commons und Copyright

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(Zeitung 2006) Beiträge zum Thema (zurück zum Inhaltsverzeichnis)

Die im Kulturrat zusammengeschlossenen Interessenverbände vertreten unterschiedliche Positionen zum Urheberrecht und bilden damit die aktuelle Diskussion zu diesem Thema weitgehend in ihren eigenen Reihen ab. Die nachfolgenden Beiträge bieten einen Einblick in die verschiedenen, durchaus divergenten und provokanten Standpunkte und Argumente und sollen eine intensiver zu führende Debatte über dieses vielschichtige Thema einleiten.

Der Kulturrat Österreich fordert:

  • Wahrung und angemessene Verwertung der Rechte von UrheberInnen und Einführung eines Urhebervertragsrechts
  • Sofortige Abschaffung der EU-Richtlinien-widrigen cessio legis und Reform des Filmurheberrechts
  • Förderung der aktuellen Kunst durch Einnahmen aus der Nutzung freier Werke („Mozartgroschen“)
  • Sicherung des freien Zugangs zu Wissen und Information sowie Gewährleistung des Rechts auf Privatkopie

Die Texte:

Urheberrecht in Österreich

Juliane Alton
Ein zeitgemäßes, künstlerfreundliches Urheberrecht benötigt binnen Kurzem: ein Urhebervertragsrecht, das die wirtschaftlichen Schieflagen kompensiert; Mozartgroschen statt Schutzfristenverlängerung; ein europäisches Verwertungsgesellschaftenrecht, das die demokratische Mitbestimmung der KünstlerInnen garantiert und die interne Machtübernahme der Konzerne verhindert.

Fairplay oder FairPlay

Adi Blum
Mit der Digitalisierung und dem Internet ist ein neues Kopierzeitalter angebrochen. Kopieren ist Alltag geworden. Auch das Veröffentlichen. Täglich kopieren wir, laden runter, laden hoch. Die CC-Lizenzen reflektieren unsere digitalen Kopiergewohnheiten und propagieren eine Aufweichung des rigiden Copyrights (all rights reserved). Wir wollen dürfen. – Aber welcher frei schaffende Autor kann es sich leisten, einen Roman oder ein Drehbuch, an dem er Jahre lang gearbeitet hat, zum kostenlosen Download im Internet anzubieten? Warum sollte er überhaupt?

Copyright und öffentliches Interesse

Paul Stepan
Copyright, oder hierzulande das Urheberrecht, ist in letzter Zeit immer öfter Anlass für hitzige Diskussionen. Diskussionen, die im Unterschied zu vielen anderen keine klaren Demarkationslinien aufweisen, in denen es also nicht zu den üblichen Lagerbildungen zwischen links und rechts oder Progressiven und Konservativen kommt. Auch in der hiesigen Debatte geht alles durcheinander und so manche, die zu Eigentumsrechten generell ein ambivalentes Verhältnis haben, finden sich plötzlich als verbissene VerfechterInnen von geistigem Eigentum wieder, während Leute, die Eigentum als die zentrale Triebkraft unserer Gesellschaft sehen, plötzlich als GegnerInnen des Urheberrechts auftreten.

Weniger ist mehr

Felix Stalder
Theoretisch ist ja alles einfach. Starke Urheberrechte stärken die Kulturschaffenden. Ihr Einkommen wächst. Sie können sich voll und ganz darauf konzentrieren, mehr Kultur zu produzieren. Die Öffentlichkeit darf sich an einem reichhaltigen kulturellen Angebot erfreuen. Schön. Dies ist, mit wenigen Variationen, die Geschichte, die uns von der Verwertungsindustrie immer wieder vorgesetzt wird, wenn es um den Ausbau der Urheberrechte geht. Mehr ist immer besser. Eine schöne Geschichte, nur hat sie einen Hacken: für die überwiegende Mehrheit der Kulturschaffenden stimmt sie nicht.

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