(Zeitung 2006) Beiträge zum Thema (zurück zum Inhaltsverzeichnis)
Der Kulturrat Österreich fordert:
- Sofortige Aufhebung des Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetzes und der Zurückstufungen des aufenthaltsrechtlichen Status von KünstlerInnen und WissenschafterInnen – Bleiberecht für alle
- Neuformulierung von Förder-Vergaberichtlinien unter Berücksichtigung antidiskriminierender Kriterien
- Offensive Förderung von marginalisierten oder unterrepräsentierten Teilen der Gesellschaft auch aus den Kunst- und Kulturbudgets
Die Texte:
Dancing Stars
Petja Dimtrova/Marty Huber: Der Tanz um die Bewegungsfreiheit der Kunst
Der zeitgenössische Kunstmarkt ist angeblich frei von plumpem Rassismus, ist offen für alles, was sich verkaufen lässt, ist weltbürgerlich und sowieso nomadisch, wie auch die KünstlerInnen − und ist damit die wohl einzig funktionierende Verbindung von ungebremsten Kapitalflüssen und Mobilität von Menschen. Dass dem nur in einem sehr elitären Spitzenfeld zuzustimmen ist, zeigen schon die Änderungen des Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetzes.
Migrantinnen in der Kulturarbeit
Radostina Patulova/Vina Yun: Von „Betroffenen“ und „Beteiligten“: Strategien der Partizipation und Selbstermächtigung
Zentral im Selbstverständnis politischer Kulturarbeit ist das Engagement für eine gleichberechtigte und soziokulturell diversifizierte Gesellschaft und die Herstellung partizipativer Öffentlichkeiten, in denen diskriminierte und marginalisierte Gruppen und Personen präsent sind. Dies umfasst auch das klare Bekenntnis gegen Rassismus und Diskriminierung – und damit das sicht- und hörbare Auftreten gegen aktuelle Migrations- und „Integrations“-Politiken sowie den herrschenden rassistischen Konsens innerhalb dieser Gesellschaft.
Politik der Spaltung
Ein Interview mit Belinda Kazeem (Projektmitarbeiterin beim Verein Schwarze Frauen Community SFC) und Sibel Öksüz (Initiatorin und organisatorische Leiterin des Vereins KULTimPORT).
KünstlerInnen im Fremdenrecht
Doris Einwallner
Art 17a StGG garantiert die Freiheit der Kunst. Im neuen Fremdenrecht findet sich davon nicht sehr viel. Drittstaatsangehörige KünstlerInnen können zwar weiterhin quotenfrei nach Österreich kommen, aber auf Dauer bleiben sollen sie offenbar nicht. Das Erfordernis der jährlichen Verlängerung ist nur ein Aspekt dessen. Besonders hart getroffen hat es aber KünstlerInnen, die bereits zur langfristigen Niederlassung in Österreich berechtigt waren. Sie wurden mit 1. Jänner 2006 auf einen vorübergehenden Aufenthalt zurückgestuft.
Bundesvernetzung Frauen in Kunst und Kultur
Daniela Koweindl: Herstellung von Symmetrie
„In der österreichischen Kunst- und Kulturszene können Frauen noch immer nicht den Platz einnehmen, der ihnen gebührt. Die Arbeit von Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen wird zu wenig beachtet, zu wenig Frauen finden sich in Führungspositionen kultureller Einrichtungen.“ Um diesen Zustand zu verändern, bedarf es der Selbstorganisierung von kunst- und kulturschaffenden Frauen in einem gemeinsamen Kampf um gleiche Rechte und Möglichkeiten. Der Impuls für eine solche österreichweite Vernetzung kam 2004 von Fiftitu%, der Vernetzungsstelle von Frauen in Kunst und Kultur in Oberösterreich.
(Geschlechter)Gerechtigkeit im Kulturbetrieb?
Sabine Benzer
Es bleibt zu sagen, dass die Forderung nach einem (geschlechter-)gerechten Sozialsystem – gerade auch für den Kulturbereich – nicht mehr hinter die theoretischen Debatten a la Butler zurückkehren kann. Vor allem wenn sie unter anderem davor warnt, das wir im Bemühen um Partizipation, BürgerInnenrechte und soziale Gerechtigkeit gerade diejenigen Herrschaftsmodelle zu übernehmen drohen, die uns unterdrücken. Selbstverständlich sind diese Überlegungen und Erkenntnisse immer wieder aufs Neue zu diskutieren; nicht zuletzt um sie auch davor zu bewahren, als neoliberale Strategien instrumentalisiert zu werden.